Das Warten qualifizieren | Der V. Wohnkomplex (WK) im Halleschen Westen umfasst als Stadtumbaufläche knapp 77 Hektar.

Auf Analysen und einem Abstimmungsprozess mit den Wohnungs-genossenschaften aufbauend sollte für das Gebiet ein stadträumliches Bild skizziert und diskutiert werden, das langfristig in Teilen über eine Quartiersvereinbarung umgesetzt werden kann. Über das Durchspielen verschiedener Szenarien – benannt mit „Zwischentöne“, „Patchwork“, „Mark Twain“ und „Nietlebener Feld“ – wurde ein städtebauliches Strukturkonzept für den gesamten Wohnkomplex konzipiert und darüber hinaus eine vertiefte städtebauliche Studie für den nördlichen Teil erarbeitet.

 „Alles nimmt ein gutes Ende für den, der warten kann.“ (Leo Tolstoi). Im Zuge der strategischen Überlegungen wurde dem Konzept der Arbeitstitel „Neustädter Warte“ gegeben. Warten wird dabei im mehrfachen Wortsinn begriffen, es kann bedeuten: aktiv ausschauen, aufpassen, beobachten, pflegen. Ursprünglich hieß es: Ausschau halten. Vorgeschlagen wird, den WK V als einen städtebaulichen „Abwarteraum“ im besten Sinne zu verstehen, in welchem die aktuelle Zeit (vorwiegend) langsamer Veränderungen dazu genutzt wird, Warten zu qualifizieren. Die Themen eines städtebaulichen Abwarteraums können sein: Probieren, Vernetzen, Teilhaben, Nachhaltig leben.

Zu den grundsätzlichen Zukunftszielen gehören die Entwicklung, Aufwertung und Anpassung des Wohnungsbestands an aktuelle Bedarfe, die Förderung von Nachbarschaften und Quartierskultur, die Förderung stadt- und umweltfreundlicher Mobilität sowie die Qualifizierung und Vernetzung des Grünsystems.

Der strategische Leitfaden sieht vor, dass zunächst Impulse an strategisch wichtigen Orten und in realistischem Umfang gesetzt werden. Es schließt sich eine Phase des Abwartens, Testens und Abwägens an, die in eine Entscheidung mündet. Längerfristig sind aus heutiger Sicht drei Szenarien denkbar – Entwicklung, Metamorphose oder ein Beibehalten des Status, der durch die Impulssetzung erreicht wurde.